Hochzeitsgedichte

S' Kräuter-Rickale
eingereicht von Bianca Hermann

Das Gedicht sollte, wenn möglich, in Verkleidung (Kopftuch, Kittelschürze, Weste, Stock...) vorgetragen werden

I ben´s Kräuter-Rickale,
mr kennt me an meim Bückale.
Uf de Wiesa ond em schwäbischa Wald
suach I meine Kräutla halt,
„Denn die Kräuter der Natur
send besser als die deuerscht Kur!“

Drom han i mir die Zeit heut gnomma
ond ben zu Eurer Feier komma,
weil I des woiß von früher her,
ab „Sechzig“, do wird’s bsonders schwer!

Do drückt´s em Bauch ond Zwickt`s em Maga,
do möchtest manchmal fascht verzaga.
Wenn´s vorna reißt ond henda Drückt,
no moint mer grad, mr wird verrückt!

Deshalb, weil Ihr nemme send so jong
für Eure Wehwehla zur Linderong
möchte I Euch mei Arznei empfehla,
am Schluß laß I Euch selber wähla!

Do wär zuerschd dui guat Kamilla
für wonde Brüschd vom Kendlesstilla,
für Euch kommd des zwar nemme en Frog,
doch hilft se au bei andrer Plog.
Zom Beischpiel bei gschwollene Wada,
au Blattfiaß ka mr glei dren bada!
Se macht dr schnell da Schädel frisch
Wenn er vom Saufa gschwolla isch!

Als zwoides han I ganz speziell
A Säftle g´mischt - für alle Fäll.
Wo´s brennt, wo´s zwickt ond beißt ond kratzt,
für außa, für enna, wenn ebbes platzt.
Für´s Gsicht ond Eure Altersfalta,
fürd Blos, wenn kasch koi Wasser halda.

Dr Frau hilfts gega Busa-sausa,
dr Ma ka drmit s´Gschirrle brausa!
Au hilfts ganz guat bei Hemoridda,
mr muaß halt guat ziela – beim drüberschidda!

De Kender hilfts´zom bessra lerna,
au Krampfodra kasch drmit entferna.
Filzläus verschwendat ganz, sofort!
Als Duftwässerle nemsch´s em Abort.

Wenn Horausfall dich stark bedroht,
oder hosch mim Stualgang Dei liebe Not.
Au wen dr Haussega - was vorkomma soll,
a bissle schiaf hengt , do hilfts ganz toll.

Drei tropfa uf zwoi liter Wei,
ond älles renkt sich wieder ei!
Ond en dem Fläschle han I a Essenz,
speziell bei schwächlicher Potenz!
Denn euerm Alter angemessa
derf mr so a Hilfsmittale net vergessa!

Do drenn sen fuffzehn Kräutla gmischt,
was guat für da Vadder ond Muader ischt.
Zom Einemma schmeckt´s a bissle bitter,
doch sauf´sch em Johr so drei, vier Liter
klappt´s grad wie früher, so oft wie nie,
Dodruf geb I mei Garantie.
Weil I des aus Erfahrung woiß,
do mach´scht wieder Sätz wie a jonga Goiß!

Doch oi Kraut han I nirgens g´fonda,
äll dia Johr dia viele stonda,
I han´s g´suacht überall, woiß wo,
ond drbei wär doch mancher froh,
´s gäb ebbes gega Trübsal - I sag´s one Faxa
doch dogega isch nirgens a Kräutle g´wachsa!
Do wird au neamerd ebbes fenda
Mr muas sich selber überwenda!
Denn d´Fröhlichkeit kommt von weit enna,
Do hilft koi Kräutle, des muas mr kenna.

Doch weil I woiß, Daß Ihr heut fröhlich send,
mach I mir koine Sorga em Moment.
Des andre Glomp, des brengt mr na,
mr muaß blos kaufa, ond glauba dra.

So jetz hanne Euch gsagt was I han wella,
jeder woiß was am fehlt, jetzt kennat´r b´schtella

I Komm vorbei no wieder gschwend
Wenn Ihr dr siebzger uf em Buckel hend.
Bleibet g´sond ond no bis bald,
Euer Rickale vom schwäbischa Wald!