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Geburtstagsgedichte

Die Feine und das Trampel (zum 50. Geburtstag)

Die feine Dame:

Guten Abend ihr lieben Leute,
seid alle herzlich willkommen heute,
denn es ist wirklich wunderbar,
heute werd’ ich 50 Jahr.
Vater, Mutter, Mann und Kind,
alle aus dem Häuschen sind,
auch die lieben Freunde mein,
wollen heute bei mir sein.
Ein jeder bringt mir Geschenke dar,
ihr Lieben – es ist wunderbar!

Gehört es nicht zu den Dingen, den Schönen,
die lieben Gäste zu verwöhnen?
Da ist mir wirklich nichts zu viel,
euch zu bekochen im feinsten Stil.
Da gibt es Sößchen, Süppchen und Pastete,
man ist ja sonst nicht etepetete,
auch Lämmchen gibt’s an grünem Schäumchen,
da lecken sich alle schon die Däumchen,
die Teller stehn warm, es ist alles klar,
ihr Lieben – ist es nicht wunderbar?

Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut,
um euch zu verwöhnen hier und heut,
die besten Tropfen, die leckersten Bissen,
nichts sollt ihr heute hier vermissen.
Burgunder, Riesling und Champagner,
trinkt bitte niemals durcheinander,
bedient euch alle an der Bar,
ihr Lieben – das ist wunderbar!

Wir eröffnen das Mahl mit dem Aperitif
und schließen es ab mit dem Degistif,
dazwischen genießen wir edle Tropfen
und manches Bierchen vom besten Hopfen.
Manche Dame hat schon einen Schwips,
die Männer lockern langsam den Schlips,
die Gäste bringen leise Lieder dar,
ihr Lieben – es ist wunderbar!

Der Abend schreitet leicht voran,
man könnt auch sagen, der Morgen bricht an,
nach Hause lass ich niemand mehr gehn,
manch einer kann schon nicht mehr stehn,
ich habe für jeden ein Bettchen gerichtet,
dazu fühle ich mich verpflichtet,
und sinken sie nieder mit leichtem Gestöhn,
ihr Lieben – das ist wunderschön!

Und wenn alle schlafen in seliger Ruh’,
mach ich noch lang nicht die Augen zu,
ich schau mal nach im Partyzimmer,
über allem liegt ein zarter Schimmer,
die Sonne scheint mit goldenem Glanz,
ich steh vor dem Spiegel und wag einen Tanz,
ich bin jetzt wirklich 50 Jahr,
ich Lieben – es ist wunderbar!

Dann endlich geh auch ich zur Ruh,
und schließe meine Augen zu,
und noch im Traum ist es mir klar,
ihr Lieben – das war wunderbar.


Trampel:

Geburtstag ist schon wieder da,
der gleiche Scheiß wie letztes Jahr.
Horden kommen angerannt,
schütteln dir wie blöd die Hand,
küssen und umarmen dich,
ach wie ist das widerlich.
Tätscheln süßlich dir die Wange,
da wird dir mit Recht ganz Bange,
ein jeder hier ein Sprüchlein weiß,
mein lieber Mann, ist dat’n Scheiß! 

Beinah hat ich noch vergessen:
Die wollen alle auch was essen.
Da du den Ablauf ja schon kennst,
jetzt schnurstracks in die Küche rennst,
um für die buckligen Kadetten,
die Blöden und noch weniger Netten
den Napf zu holen, kalt und heiß,
mein lieber Mann, ist dat’n Scheiß!

Damit auch wirklich jedermann,
den Futtersack sich vollhau’n kann,
sind die Portionen, das ist klar,
noch größer als im vorigen Jahr.
Jetzt sieht man alle emsig kauen,
man hört nur heimliches Verdauen.
Einer schreit nach noch mehr Reis,
mein lieber Mann, ist dat’n Scheiß!

Und wenn dann alle abgefüllt,
man schon nach was zu saufen brüllt,
Hier zeigt sich gleich Organisation,
doch deine Schluckis kennst du schon.
Zuerst kommen die leichten Sachen,
die reichen grad zum Muntermachen.
Doch richtig fetzig wird’s erst dann,
wenn man auch Schnäpse saufen kann.
Dazu noch Bier gleich Kastenweis,
mein lieber Mann, ist dat’n Scheiß!
 
Bald hörst du nur noch Stöhn und Lall,
dann weißt du, jetzt sind alle prall.
Der eine ist im Suff ganz still,
der andere schreit und zwar ganz schrill,
ein Dritter weint still in sein Kissen,
ihm ist es plötzlich ganz beschissen,
weil er nicht mehr weiter weiß,
mein lieber Mann, ist dat’n Scheiß!
 
Der Morgen bricht schon langsam an,
auf der Toilette bricht ein Mann.
Jetzt heißt es, mutig zuzupacken,
denn nun woll’n sie auch noch bei dir knacken.
Mit viel List und noch mehr Tücke
Sagst du jetzt jedem: „Mach die Mücke!“
Und vorsorglich mit viel Gespür,
schiebst du den Letzten aus der Tür.
Der schaut dich an und sagt betroffen:
„Mein lieber Mann, bin ich besoffen!“

Dann machst du leis’ die Türe zu
Und weißt: Jetzt hast du deine Ruh.
Ein letzter Blick ins Partyzimmer,
der Saustall wird auch immer schlimmer.
Voll Grausen wendest du dich ab,
für heute reicht’s und nicht zu kanpp.
Noch ein kurzer Spiegelblick,
du prallst fast vor dir selbst zurück,
die Augen klein, die Haut ganz weiß,
mein lieber Mann, ist dat’n Scheiß!

Jetzt schmeißt du dich auf die Matratzen,
um augenblicklich einzuratzen
und noch im Traum da wird dir klar:
Jetzt hast du Zeit bis in zehn Jahr!

eingereicht von Bruno S.